Die Geschichte der Qalile Uhlelo - Weihnachten 2004

Qalile Uhlelo*, eine 39-jährige Frau, kam im August 2004 ins Blessed Gérard’s Hospiz und bat um Hilfe. Sie war sehr krank und hatte alle Arten von opportunistischen Infektionen. Sie gab ganz offen zu, dass sie HIV positiv ist. Sie hatte gehört, dass wir ein antiretrovirales Behandlungsprogramm begonnen haben.

Qalile hatte ihr erstes Vorgespräch. Sie antwortete ohne Vorbehalt auf all unsere Fragen. Sie lebt im Umkreis von Mandeni und ist fest entschlossen zu überleben. Ihr Arbeitgeber unterstützte sie vollends und ermutigte sie, sich in Behandlung zu begeben.

Anfang September nahmen wir ihr Blut ab für ein Gesamtblutbild. Der Schock folgte mit dem Erhalt der Untersuchungsergebnisse: Mit einem CD4 Wert von 1 Zelle/mm³ und einer hohen Virenbelastung von 90536 Viren/ml war es nahezu unglaublich, dass sie noch auf den Beinen war. Ein HIV negativer Mensch hat 800-1300 Zellen/mm³.

Wir boten Qalile wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes die stationäre Aufnahme im Blessed Gérard’s Hospiz an. Sie stimmte zu. Qalile war eine Musterpatientin und tat alles, was man von ihr verlangte. Antiretrovirale Behandlung ist nicht so einfach wie das Einnehmen von Schmerztabletten und bedarf einer gründlichen Patienteninformation und einer Selbstverpflichtung seitens des Patienten. Deshalb ist es eine Bedingung, dass alle Kandidaten für das HAART Programm eine vierwöchige Ausbildung bekommen, um alle Gesichtspunkte der Behandlung zu erlernen, zu akzeptieren und später einzuhalten.

Die erste Woche des Behandlungskurses begann. Es war Dienstag morgen und alles war vorbereitet. Leider entwickelte Qalile einen schlimmen Brechdurchfall. Unsere Ärztin verschrieb die nötige Medizin, um dies in Griff zu bekommen, aber es half nichts. Qalile wurde schwächer und wir hatten Angst, dass sie in ernster Lebensgefahr schwebte. Doch dann reagierte sie langsam, Tag für Tag ein bißchen mehr, auf die Behandlung. Wir hatten den Brechdurchfall zum Stillstand gebracht, aber jetzt entwickelte sie eine periphere Nervenentzündung und konnte deshalb nicht mehr gehen. Es war zu schmerzhaft für sie, ihre Füße auf den Boden zu stellen.

Qalile gab ihren Kampf nicht auf. Sie überwand ihre opportunistischen Infektionen so weit, dass unsere Ärztin sich entschloß, ihr das, was sie im Vorbereitungskurs versäumt hatte, durch private “Nachhilfe” aufholen zu lassen. Sie zeigte eine so große und ansteckende Begeisterung, dass sie damit auch andere Patienten, die Ärztin, die Krankenschwestern und Pflegekräfte inspirierte und auch diese machten ihr weiterhin Mut. Die zweite Woche des Kurses kam und ging ohne jegliche weiteren Probleme, so auch die dritte und vierte Woche. Jetzt war die Zeit gekommen zusammen mit der Ärztin ihren Behandlungsplan zu machen: Zu welcher Zeit kann sie jeden Tag ihre Medizin einnehmen? Wo und in welchem Behältnis wird sie die Medikamente aufbewahren? Qalile beantwortete alle Fragen unter der Anleitung der Ärztin.

Nach Abschluss dieses Prozesses war die Zeit gekommen, den Behandlungsvertrag zu lesen und zu verstehen. Dieser wurde ihr in aller Ausführlichkeit erklärt. Qalile hörte gut zu als sie gebeten wurde sich zu verpflichten, ein positives, gesundes Leben zu leben und die Vorschriften des HAART Programms einzuhalten. Qaliles Herz pochte vor freudiger Erwartung, als sie den Vertrag unterschrieb. Der Direktor des Hospizes unterzeichnete ebenso und versprach damit, ihr die Medikamente zu geben und sie körperlich, psychologisch und seelisch zu unterstützen. Jetzt war es so weit! Qaliles lebensverlängernde Medikamente kamen.

1. Tag: Qalile ging es gut.
2. Tag: Qalile hatte leichte Übelkeit.
3. Tag: Qalile begann zu erbrechen.
4. Tag: Qalile fühlte sich wohl.
5. Tag: Qalile fühlte sich etwas kräftiger.
6. Tag: Qalile wurde nach Hause entlassen.
10. Tag: Qalile kam ins Hospiz zu einer Nachuntersuchung zurück. Sie fühlte sich nicht allzu gut. So entschloß man sich, sie wieder stationär aufzunehmen. Qaliles Immunsystem begann wieder zu arbeiten und machte Schwierigkeiten.
17. Tag: Wir entschlossen uns, noch ein paar Blutuntersuchungen zu machen, um zu sehen, wie sich Qaliles Zustand wirklich besserte. Ihr CD4 Wert war auf 8 Zellen/mm³ angestiegen. Sie war auf dem Weg der Besserung. Wir pflegten sie während dieser ersten Zeit der Immunrekonstitution und als sie darüber hinweg war, entließen wir sie wieder nach Hause. Qalile kam von da an jede Woche zu unserer Ärztin zu ihrer Nachuntersuchung. Am 3. November machten wir eine erneute Blutuntersuchung. Dieses mal war der CD4 Wert auf 18 Zellen/mm³ angestiegen. Das gilt noch immer als extrem niedrig, aber es zeigt eine Besserung an. Interessant war die Untersuchung der Virusbelastung, die auf 74 Viren/ml abgesunken war und das ist ein großartiges Ergebnis.

Qalile geht es weiterhin jeden Tag etwas besser. Am 6. Dezember war ihr CD4 Wert 39 Zellen/mm³. Sie ist noch immer eine vorbildliche Patientin und tut alles, was man ihr sagt. Danke, Qalile, für Ihre Ermutigung und dafür, dass Sie unter Beweis stellen wie gut unser HAART Programm funktionieren kann, um die Lebensqualität von HIV/AIDS Patienten wesentlich zu verbessern.

* Das ist eine wahre Geschichte, aber der Name ist aus Datenschutzgründen frei erfunden.


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