Sduduzos Geschichte - Weihnachten 2003

Jetzt bin ich glücklich, Ich habe keine Schmerzen und keine Angst mehr!

- Sduduzos Mutter erzählt sein und ihre eigene Geschichte -

Ich heiße Mpume und im Juli 2000 war ich, so wie jeder andere, glücklich und blickte voll Zuversicht in die Zukunft. Ich war 29 Jahre alt und die Welt lag mir zu Füßen. Ich war von Mandeni nach Durban gezogen, um nach Arbeit zu suchen. Dort ging ich mit ein paar meiner neuen Freunde auf eine Party und dort traf ich einen Mann, der alle Eigenschaften hatte, die ich mochte. Im nächsten April gebar ich seinen Sohn. Sduduzo war ein großes quietschfideles Baby – doch sein Vater nahm sich nie Zeit, für ihn zu sorgen. Im Gegenteil, er gab mir den Laufpaß als er hörte, dass ich von ihm schwanger war. Er bezichtigte mich der Lüge und das Kind könnte ja von jedem anderen Mann sein. Ich habe geheult, aber beschloß mein Leben so gut als möglich in meine eigenen Hände zu nehmen. Mein lieber kleiner Sduduzo war gesund und wuchs prächtig. Aber ich fühlte mich zunehmend abgeschlafft und musste dauernd husten. In der Zwischenzeit lernte ich einen anderen Mann kennen, der für meinen Sohn wie ein guter Vater war. Sduduzo und ich sind mit ihm zusammengezogen. Er war so gut zu uns und half uns mit unseren Problemen fertig zu werden. Mir ging es zunehmend schlechter und dann fand ich heraus, dass ich wieder schwanger war. Buyi, mein Lebensgefährte, sorgte für uns alle. Ich bin überzeugt, dass er meinen Sohn und mich wirklich geliebt hat. Im Verlauf meiner Schwangerschaft ging ich regelmäßig zu unserer örtlichen Klinik zur Untersuchung. Ich war gerade 30 Jahre alt, in der Fülle meines Lebens. Da war ich wie vom Blitz getroffen. Eine Katastrophe: Die Schwester in der Klinik hatte mir Blut abgenommen. Sie bot mir einen Stuhl an und sagte mir dann, dass ich HIV-positiv bin, dass mein CD4-Wert sehr niedrig ist, dass ich an AIDS im Stadium 3 leide und eine Lungentuberkulose habe. Ich war am Boden zerstört! Was soll ich jetzt nur tun? Was wird mit Sduduzo geschehen? Was wird mit dem Baby in meinem Leib geschehen? Wird mir die Klinik antiretrovirale Medikamente geben? Wie lange habe ich noch zu leben? Ist Buyi auch HIV-positiv? Fragen über Fragen gingen mir durch den Kopf. Meine Welt brach zusammen. Ich war hilflos. Die Schwestern in der Klinik gaben mir TB-Medizin, die brachte mich zum Erbrechen. Sie gaben mir Multivitamin und Eisentabletten, aber die halfen auch nicht wirklich. Sie gaben mir Schmerzmittel und etwas gegen Durchfall. Ich nahm immer mehr ab, obwohl ich schwanger war. Buyis und mein Sohn wurde im August 2003 geboren. Ich war so geschwächt, dass wir nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus kamen. Das Baby kam zu Hause auf die Welt, aber auch er war sehr krank und überlebte nicht. Jetzt musste ich mein kleines Baby begraben. Nun war es Buyi mit meinem zweijährigen Sohn und mir zu viel geworden. Wir zogen ins Haus meiner Mutter um, in dem sie mit meinem Bruder lebte. Eines Nachts kam er spät nach Hause. Er hatte sich vollaufen lassen und war schrecklich aufgelegt. Meine Mutter stritt mit ihm, weil er betrunken war. Er griff zum Messer und erstach sie direkt vor unseren Augen. Ich war viel zu schwach, um auch nur irgend etwas zu tun. Sduduzo rannte zu Mama, die am Boden lag. Er brüllte „Oma! Oooomaaaa!” Aber es war zu spät. Sie war schon tot. Mein Bruder trat auf Sduduzo mit seinen Füßen ein, sein schwerer Stiefel schmetterte auf Sduduzos Kopf, er flog durch die Luft und fiel bewußtlos zu Boden. Ich kann mich gar nicht erinnern was dann geschah, es war alles völlig verschwommen. Das nächste woran ich mich erinnern kann ist, dass ich an Sduduzos Bett im Krankenhaus saß. Sein ganzer Kopf war mit Binden eingehüllt. Er hatte einen Schädelbruch und einen Trommelfellriß. Ich fragte mich immer wieder, warum all das gerade uns zustoßen muss. Ich habe nie jemand etwas zuleide getan. Da kam Buyi, er sagte ich solle besser nach Mandeni zurück gehen, wo meine Schwester lebt. Ich hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, weil ich mit Zama nie gesprochen hatte, seit ich von dort weggezogen war. Sie hatte von all meinen Nöten absolut keine Ahnung. Nun kam ich in Zamas Kraal an, wo sie mit ihrem arbeitslosen Mann und drei Kindern lebte. Zama sah auf den ersten Blick, dass sie nicht in der Lage war für Sduduzo und mich zu sorgen. Sie hatte keinen blassen Dunst wie man einen schwerst AIDS-Kranken pflegt und sie hatte nicht einmal genug Geld, ihre eigenen Kinder zu ernähren. Ich wußte, dass ich von ihr und ihrem Mann zu viel verlangte. Trotzdem ließ uns Zama nicht im Stich: Sie brachte uns zu Blessed Gérard’s Hospiz.

Sduduzo war bei der Aufnahme noch sehr verängstigt und hatte schlimme Schmerzen. Die Schwestern nahmen Sduduzo und mich auf und sorgten für uns beide. So konnte ich noch mit meinem herzigen Sduduzo zusammensein bis mich Gott drei Tage später zu sich rief. Jetzt bin ich wieder mit meiner Mutter und meinem winzigen Baby vereint. Sduduzo wird nun im Blessed Gérard’s Kinderheim liebend umsorgt. Sein Ohr hat zu eitern aufgehört, er hat viele Freunde und er lacht auch wieder. Jetzt bin ich glücklich und ich schaue gern zu ihm herunter, weil er eine gesicherte Zukunft hat in den Händen von Menschen, die sich wirklich um ihn und andere annehmen.

Diese Geschichte ist wahr und Sduduzo ist nach wie vor bei uns (siehe Foto), nur die Namen aller Personen, außer Sduduzo wurden zum Schutz der Betroffenen geändert.


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